
Es kommt nicht oft vor, dass mich ein Thema so sehr packt, wie es die Street Photography gerade tut. Wie ein Schwamm durchstöbere ich das Internet, lese Bücher und versuche dabei so viel Wissen wie möglich in mich aufzusaugen.
Dabei habe ich unter Anderem schon gelernt, dass auch im deutschsprachigen Raum viel häufiger von Street Photography (durchschn. 1.900 mtl. Suchanfragen bei Google) als von Streetfotografie (durchschn. 1.000 mtl. Suchanfragen bei Google) gesprochen bzw. danach gesucht wird.
Aber unabhängig davon welcher nun der korrekte Terminus ist, probiere ich mich und meine Kamera natürlich auch sehr ausgiebig in der Praxis aus.
So konnte ich in den vergangenen Monaten schon einiges lernen und erste Erfahrungen sammeln.
Und während ich da so “knipsend” durch die Straßen zog, kam mir eine Idee: Vielleicht wäre es für Dich ja ganz interessant mich bei meinen Lernfortschritten in Form eines ständig wachsenden Beitrags zu begleiten?
Et voilà, da ist er. Ich nehme einfach mal an, dass Deine Antwort “Ja” lautet 😉
Was ist Street Photography überhaupt?

Im Wesentlichen geht es in der Street Photography darum spontan besondere (ungestellte) Momente in einem urbanen Umfeld zu erfassen und festzuhalten.
Das Foto erzählt die erlebte Geschichte bzw. einen Teil davon, lässt aber auch Raum für eigene Interpretationen und die Fantasie.
Soweit stimmen wohl die meisten Streetfotografen überein, denke ich.
Worin sie sich aber noch nicht so richtig einig zu sein scheinen, ist die Frage nach dem menschlichen Anteil auf den Fotos. Also ob tatsächlich immer Menschen auf den Bildern zu sehen sein müssen, oder ob es auch ohne sie geht?
Im klassischen Ansatz der Street Photography müssen Menschen nicht zwingend im Mittelpunkt stehen. Dieser kann auch von Dingen, die wir (Menschen) erschaffen haben gefüllt werden. Dazu gehören unter Anderem Stadtlandschaften, Architektur oder einzelne Elemente wie Verkehrszeichen, Straßenkunst, Straßenzüge usw…
Fotografen wie z.B. Henri Cartier-Bresson prägten später die “neue” Street Photography in der die Menschen mehr und mehr zum Hauptmotiv wurden.
Ein wirkliches Richtig oder Falsch gibt es zum Glück aber offenbar nicht. Allein schon der Vergleich zwischen klassischer und neuer Street Photography zeigt, dass im Grunde jeder von uns für sich selbst festlegen kann wer bzw. was die Hauptrolle spielt bzw. mit welchen Elementen die Geschichten erzählt werden.
Denn darum, also um das Erzählen von Geschichten, geht es ja eigentlich. Und darin können der Ort bzw. die Szenerie sowohl die Bühne als auch die Hauptdarsteller sein.
Schwarzweiß oder Farbe?
Mit dieser Frage beschäftige ich mich quasi seit dem ersten Foto. Selbiges hatte ich zunächst in Schwarzweiß bearbeitet, bin dann später aber doch irgendwie auf den “Farbtrichter” gekommen.
Seitdem zeige ich die Welt um mich herum sozusagen so wie sie ist, nämlich bunt.
Viele meiner Aufnahmen (wenn auch nicht alle) wirken auf mich aber auch in Schwarzweiß ziemlich stark. Daher kann ich mich noch nicht so richtig entscheiden, ob ich alle meine Fotos weiter farbig lasse, sie in Schwarzweiß umwandle, oder ob ich mixe.
Meine bisherigen Gedanken dazu habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst: Schwarzweiß oder Farbe in der Street Photography?
Ist Street Photography legal?
Auch wenn es Dir an dieser Stelle vielleicht schon klar sein dürfte, möchte ich vorab einmal betonen, dass ich kein Jurist bin und somit auch nicht juristisch beraten darf, kann und es auch nicht möchte 😉
Gerade in unserem Kulturraum, speziell bei uns in Deutschland, ist das Fotografieren in der Öffentlichkeit mit einigen rechtlichen Fallstricken und Unsicherheiten verbunden.
So stellt sich beim Einstieg in die Street Photography wohl mit am häufigsten die Frage nach der Legalität. So war es zumindest bei mir.
Persönlichkeits- & Urheberrecht
Darf ich z.B. Menschen auf der Straße fotografieren, ohne sie vorher zu fragen?
Wenn man es ganz genau nimmt, dann müsste ich sie eigentlich (spätestens seit Inkrafttreten der DSGVO) vorher um Erlaubnis bitten und auch darum mir diese schriftlich zuzusagen, wenn eine Person eindeutig auf einem Foto zu erkennen wäre…
Dann wäre aber der besondere und ungestellte Moment, den ich eigentlich einfangen wollte, längst vorbei…

Aber neben dem Persönlichkeitsrecht der Fotografierten kann auch das Urheberrecht zum Problem werden. Nämlich dann, wenn ich z.B. vorübergehende Kunstwerke wie beispielweise dem verhüllten Reichstag ablichte und plane dieses Foto auf Postkarten oder Plakate zu drucken.
Bevor ich hier aber noch lange herumschwafle, möchte ich Dir lieber den Beitrag “Street Photography und Recht – was man als Fotograf wissen muss” auf berufsfotografen.com ans Herz legen.
Fotoausrüstung & Kameraeinstellungen für die Street Photography
Um den spontanen, ungestellten und besonderen Moment fotografieren zu können, ist zum Glück keine “dicke” Ausrüstung nötig. Diese kann sogar hinderlich sein, z.B. dann, wenn sie zu viel Aufmerksamkeit auf Dich lenkt.
Generell ist Street Photography aus meiner Sicht (und der vieler anderer Fotografen) aber mit so ziemlich jeder Kamera möglich. Wichtig ist, dass Du Dein Werkzeug beherrscht.
Ich habe durch meine Streifzüge in den letzten Monaten z.B. endlich gelernt meine Kamera blind zu bedienen. Und das hat sich besonders zuletzt immer wieder positiv bemerkbar gemacht. Hätte ich die Kamera vom Geschehen abwenden müssen um z.B. die Belichtungsmessmethode umzustellen, wäre der Moment auf dem folgenden Foto sicher schon vorbei gewesen.
Es gibt natürlich ein paar Grundeinstellungen und Automatiken mit denen Du Dich für den Fall der Fälle weitgehend vorbereiten kannst, aber DIE EINE Einstellung für alle Gelegenheiten gibt es wahrscheinlich nicht. Dafür sind Lichtsituationen, örtliche Gegebenheiten und nicht zuletzt die besonderen Momente dann doch zu unterschiedlich.
Zu den Einstellungen komme ich aber gleich, erst mal verrate ich Dir, mit welche Ausrüstung ich aktuell unterwegs bin.
Fotoausrüstung für die Street Photography
Ich halte es hier, wie viele andere auch: Weniger ist mehr.
Das habe ich dabei:
- Kamera mit einem Objektiv
- Eine Umhängetasche für die Kamera
- Handschlaufe statt Tragegurt für die Kamera (der Gurt war mir irgendwie immer im Weg)
- Ersatzbatterien
- Ersatzspeicherkarten
Viele Street Fotografen verfolgen den Ansatz auf möglichst kleine Kameras und Objektive mit Festbrennweiten zu setzen. Gefühlt sind dabei die Kameras von Fujifilm (z.B. die Fujifilm X100V) relativ häufig vertreten. Und bei den Festbrennweiten machen meist 23, 35 und 50mm (bzw. 35, 50 und 85mm bei Vollformatkameras) das Rennen.
Im Zweifel reichen für den Einstieg aber auf jeden Fall die Kamera und das Objektiv, die Du gerade hast und mit denen Du Dich wohl fühlst.
Ich bin z.B. meist mit meiner Sony Alpha 6300 und wahlweise dem Sony SEL-18135 18-135mm F3.5-5.6 OSS, dem Sigma 18-50 f2.8 DC DN Contemporary oder der Viltrox AF 23mm F1.4 Festbrennweite unterwegs und hatte bisher noch nicht den Drang etwas an dieser Ausrüstung zu ändern.
Tipp: Da es leider viel zu oft vorkam, dass ich meine Alpha 6300 (aufgrund ihrer Größe) nicht dabei hatte, z.B. auf dem Weg zum Einkaufen oder bei kurzen Spaziergängen, habe ich mir noch eine kleine und kompakte Zweitkamera für die Hosten- bzw. Jackentasche zugelegt. So können sich schöne Momente und interessante Motive nicht mehr an mir “vorbei schleichen”, wenn ich gerade nicht mit der “großen” Kamera auf Foto-Safari bin. Hier findest Du mehr Infos zu meiner Zweitkamera und den Beweggründen für den Kauf: Canon G7X Mark II im Test
Kameraeinstellungen für die Street Photography

Ganz am Anfang habe ich (bis auf den Fokus) alles, wie ich es z.B. aus der Landschaftsfotografie gewohnt war, manuell eingestellt.
In der Street Photography hat das leider nur bedingt gut funktioniert, weshalb ich mir im Laufe der Zeit ein paar Voreinstellungen gespeichert habe:
Blendenvorwahl mit ISO und Verschlusszeit Automatik
Ich stelle nur die gewünschte Blende ein (z.B. f8) und die Automatik in der Kamera berechnet dann, je nach Belichtungssituation, die passende ISO und Belichtungszeit.
Letztere habe ich dabei auf einen Mindestwert von 1/125 Sekunde und die ISO auf maximal 6.400 begrenzt. Das müsste in so ziemlich jeder Kamera einstellbar sein, glaube ich.
ISO 6.400 habe ich gewählt damit sich das Rauschen bei schlechten Lichtbedingungen noch in Grenzen hält und die Verschlusszeit um Bewegungen noch ohne Probleme scharf “einfangen” zu können.
Mittenbetonte oder Spot Belichtungsmessung
Standardmäßig ist die Belichtungsmessung einer Kamera auf die sogannte Mehrfeldmessung eingestellt. So soll eine möglichst gleichmäßige Belichtung ohne ausgebrannte Lichter oder abgesoffene Schatten erreicht werden.
In bestimmten Situationen kann das “fertige Bild” dann aber ggfs. nicht ganz dem entsprechen, was Du eigentlich fotografieren wolltest bzw. von der Lichtsituation abweichen. Besonders beim Fotografieren von Silhouetten war die Mehrfeldmessung für mich oft hinderlich.
Um die Belichtungsmessung daher gezielter ihre Arbeit verrichten zu lassen, setze ich vorzugsweise meistens die mittenbetonte und manchmal auch die Spotmessung ein.
Flexibler Fokuspunkt, AF-C und Objektverfolgung
Manuelles Fokussieren ist mir aktuell noch zu langsam bzw. ich bin darin noch nicht schnell genug 😉 Daher setze ich gerne den Autofokus ein. Der kann ja aber nicht wissen, was ich scharf gestellt haben möchte, also muss ich ihn irgendwie darauf aufmerksam machen.
Mit dem flexiblen Fokuspunkt kann ich genau das machen. Meistens habe ich den Punkt zwar mittig gesetzt, aber im Bedarfsfall kann ich ihn auch einfach an einen gewünschten Punkt verschieben.
Hinweis: Aktuelle bzw. neuere Kameras als meine Alpha 6300 haben inzwischen einen Touch-Autofokus, über den sich das gewünschte Motiv einfach per Touch mit einem Finger auswählen lässt.
Den Fokusmodus habe ich dabei auf Continous (AF-C) eingestellt und zusätzlich noch die Objektverfolgung aktiviert. So muss ich das “Objekt meiner Begierde” nur einmal anvisieren und den Auslöser halb durchdrücken. Danach schaut die Kamera dann sozusagen, dass alles scharf ist und bleibt.
Gerade beim Fotografieren von Menschen in Bewegung ist das super 🙂
Gesichtserkennung und Augen-AF
Auch diese beiden Einstellungen habe ich zusätzlich noch aktiviert um die Wahrscheinlichkeit für scharfe Fotos weiter zu erhöhen.
Die meisten modernen Kameras müssten diese beiden Funktionen eigentlich auch im Gepäck haben.
Street Photography Tipps
Üben, üben, üben
Seit ich die Street Photography für mich entdeckt habe, versuche ich so oft wie möglich in Städte und dort unter Leute zu kommen. Was für mich als eher introvertierte Person manchmal schon eine Überwindung sein kann 😉
Aber ohne mich ins “Getümmel” zu stürzen, kann ich in Selbigem natürlich auch keine besonderen Momente entdecken.

Und wie bei allem Anderen auch, kann man nur besser werden, indem man übt.
Das Schöne ist ja, dass die Lernkurve am Anfang noch so steil ist. So konnte ich schon in kurzer Zeit einiges dazulernen und meinen Blick für interessante Motive schärfen.
Und auch die anfängliche Angst “erwischt” zu werden weicht immer mehr in den Hintergrund. Sie ist zwar nach wie vor noch präsent, aber ich erkenne schon einen großen Unterschied zwischen meinen jetzigen und den ersten Touren.
Also ist der erste und zugleich wichtigste Tipp in meinen Augen auf jeden Fall: Rausgehen, fotografieren und üben, üben, üben!
Beobachten
Ganz am Anfang hatte ich noch echt Probleme besondere Momente oder überhaupt etwas zum Fotografieren zu finden.
Aber tatsächlich sind Städte immer voll von Beidem.
Im Prinzip kann sogar ein vermeintlich zufällig platziertes Halteverbotsschild eine Geschichte erzählen. Entweder weil es an einer unsinnigen Position steht, oder wenn man sich mit der Frage beschäftigt, warum es dort aufgebaut wurde. Vielleicht parkt tatsächlich sogar jemand gerade ganz rebellisch davor 😉
Selbst achtlos liegengelassener Müll kann Stoff für eine gute Story liefern. Eine Ansammlung von Zigarettenstummeln könnte z.B. ein Zeichen dafür sein, dass eine Person längere Zeit an einem Ort verbracht hat… Vielleicht eine Detektiv*in oder eine Hälfte eines anonymen Dates…

z.B. von veralteter Technik, die durch Handys und Smartphones abgelöst wurde
Also ich versuche auf jeden Fall mir immer solche Geschichten um ein Motiv oder eine Situation herum auszudenken. Zumindest dann, wenn die Geschichte nicht schon von alleine erkennbar ist.
Bis jetzt hat es sich schon sehr oft gelohnt einfach mal den Blick schweifen und mich von den Ereignissen um mich herum berieseln zu lassen. So kommen die Motive quasi von ganz allein zu mir 😉
Serien fotografieren
Mit Serien meine ich entweder Fotos mit einem übergreifenden Merkmal (z.B. Menschen, die aufs Meer starren, Türen, Menschen mit Regenschirmen, usw…) zu machen oder eine Geschichte über mehrere Bilder zu erzählen.



Mir hat es dabei geholfen meinen Blick zu schärfen und Motive zu erkennen, wo ich vorher keine gesehen habe.
Du kannst Dir entweder ein Thema bzw. eine Serie pro Fotowalk, sozusagen als Challenge, festlegen, oder Du machst es wie ich und versuchst mehrere Reihen parallel zu befüllen, während Du auch alles andere um Dich herum fotografierst 😉
Also achtest Du neben dem “normalen” Fotografieren einfach zusätzlich noch auf Menschen, die aufs Meer blicken, Menschen, die sich angeregt unterhalten und markante Türen. Oder sowas in der Richtung. Die Themen kannst Du Dir natürlich selbst ausdenken.
Challenges
Wo wir gerade beim Thema sind. Auch Challenges bieten sich super dafür an Deinen fotografischen Blick weiter zu schärfen und Deine Umgebung noch besser wahrzunehmen.
Eine Challenge könnte z.B. sein, dass Du alle 100 Schritte stehen bleibst, dann eine gewisse Anzahl von Bildern machst, dann wieder 100 Schritte gehst, wieder ein paar Fotos aufnimmst usw…
Wenn Dich dieses Thema interessiert schau mal in diesen Beitrag: Fotografieren lernen: Tipps & Tricks, dort habe ich ein paar Challenge-Ideen aufgelistet.
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Das ist natürlich nur ein Auszug meiner Streetfotos, noch mehr Bilder findest Du in der Street Photography Galerie.
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Diesen Beitrag werde ich nach und nach immer weiter mit nützlichen Infos, Tipps und Tricks rund um die Street Photography füllen.
Wenn Du Fragen, Anmerkungen oder Ergänzungen hast, lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.
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