Der alte Steg – 1 Motiv | 8 Blickwinkel

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„Denke in Serien.“ Also jetzt nicht an jene aus dem Fernsehen, sondern an Bilder, die sich wie Kapitel einer Geschichte aneinanderreihen.

Als ich diesen Satz zum ersten Mal in einem Fotobuch las, setzte sich mein Kopf sofort in Bewegung. Ideen sprangen auf wie unruhige Vögel – flatterten ein paar Runden und setzten sich dann irgendwo in meinem Gedächtnis ab.

Und dort blieben sie. Jahre lang. Wahrscheinlich haben sie sich mit anderen, ebenfalls ungenutzten Geistesblitzen zusammengetan und einen gemütlichen Winterschlaf gehalten.

Bis ich den Satz wieder hörte – diesmal in einem Video von Andy Grabo. Sofort flatterten die unruhigen Vögelchen wieder drauflos. Diesmal wollte ich meine Gedanken aber nicht wieder unter eine warme Decke legen, sondern ihnen den nötigen Raum lassen um sich zu entfalten.

So stand ich inmitten der wunderschönen Schärenlandschaft Schwedens vor einem alten Steg – oder dem, was davon übrig war. Wind und Wasser hatten ihm bereits zugesetzt und es wirkte, als hätte schon ihn schon länger niemand mehr genutzt. Er wirkte, als würde er mich auffordern: „Na, mach schon.“

Eine meiner alten Ideen kehrte zurück: ein Motiv aus so vielen Blickwinkeln wie möglich festhalten. Also schulterte ich die Kamera, umrundete den Steg – so weit, wie es ging, ohne unfreiwillig baden zu gehen – und drückte immer wieder ab.

Das Ergebnis überraschte mich: mehr Vielfalt, mehr Nuancen, mehr Geschichten, als ich es mir in dem Moment vorgestellt hatte. Manchmal reicht eben ein einziger Satz, um eine alte Idee zu wecken. Und manchmal ein Steg, der geduldig wartet, bis jemand vorbeikommt.

Der alte Steg in Schwedens Schären

Es war, als hätte der alte Steg seine Bewerbung für die Hauptrolle im „Blickwinkel-Projekt“ längst unterschrieben – bereit, zu zeigen, was in ihm steckt.

In Schwarzweiß, mit einem Hauch weniger Schärfe, wirkte diese Perspektive für mich noch eindringlicher. Das kleine Tüpfelchen auf dem i war dann der Beschnitt – vom klassischen 3:2 ins weite 16:9, als würde das Bild einmal tief durchatmen.

Wie gefallen Dir meine Fotos und was denkst Du über die Herangehensweise bestimmte Szenen oder Motive in Serien anstatt in Einzelbildern zu denken? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.

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